Politik & Presse
28.02.2021 Stellungnahme

Teststrategien zur COVID Diagnostik in Schulen

Kernaussagen:

  • Ausgehend von allgemein anerkannten wissenschaftlichen Grundsätzen der Screening- und
    Infektionsdiagnostik erscheint es angesichts fehlender Daten zur Validität von
    Antigenschnelltests gerade bei asymptomatischen Kindern zum jetzigen Zeitpunkt weder
    gerechtfertigt noch angemessen, diese Tests flächendeckend in Schulen und KiTas
    einzusetzen. Es ist zu erwarten, dass die Zahl falsch negativer und falsch positiver Ergebnisse
    inakzeptabel hoch sein und weit mehr Schaden als Nutzen mit sich bringen wird. Hinzu kommt
    das Potenzial großer präanalytischer Fehler in der Probenentnahme.
  • Unterschätzt werden die negativen psychologischen Auswirkungen repetitiver Testungen,
    insbesondere junger Kinder, die entsprechende Konsequenzen wie Quarantäne der eigenen
    Person oder der Sozialgemeinschaft nach sich ziehen, nicht zuletzt wenn sie möglicherweise
    aufgrund der invaliden Testmethode wieder aufgehoben werden müssen. Weiterhin besteht
    die erhebliche Gefahr, dass Testergebnisse negativen Einfluss nehmen werden auf die
    konsequente Umsetzung der bewährten Hygieneregeln. Dies hat angesichts einer
    erwartungsgemäß hohen Rate falsch negativer Testergebnisse besonders gravierende
    Auswirkungen.
  • Dies ist umso bedenkenswerter, als bis heute nicht gezeigt ist, dass Infektionsausbrüche in
    Schulen, die von infizierten Schülern ausgehen, tatsächlich relevant als Motor der
    Pandemientwicklung wirken. Das RKI hat diese Einschätzung kürzlich in seiner Stellungnahme
    bestätigt.
  • Angesichts der vielfältigen Herausforderungen bezüglich der Interpretation positiver wie
    negativer Testergebnisse ist eine umfassende Strategie zum Einsatz von SARS-CoV-2 Testungen in Schulen notwendig.
  • Wir fordern eine sehr regelmäßige, zum Beispiel zweitägliche Testung des pädagogischen
    Personals bzw. jedweder erwachsenen Personen, die Kontakt mit den Kindern haben; dies gilt
    gleichermaßen in Schule wie Hort und Mensa/Kantine, aber auch auf den Schul- bzw. Bringund
    Abholwegen.
  • Gefordert wird weiterhin eine wissenschaftliche Begleitung von PCR-basierten gepoolten
    Testverfahren zum Screening in Sentinelschulen.
  • Die Teststrategie muss der Bevölkerung und den für die Umsetzung der Maßnahmen
    zuständigen Personen frühzeitig und umfassend vermittelt werden, um Schaden durch falsch
    negative (vermehrtes Risikoverhalten) und falsch positive Ereignisse (übermäßig lange
    Quarantäne mit entsprechenden Folgen) zu verhindern. Auch die langfristige Akzeptabilität
    der Maßnahme hängt von einer entsprechenden umfassenden Aufklärungs- und Informationskampagne
  • Da – abhängig von der Teststrategie und von der Infektionshäufigkeit in der jeweiligen Region
    – von einem unter Umständen hohen Anteil falsch positiver Ergebnisse unter den positiven
    Testergebnissen auszugehen ist, bedarf es einer Strategie, welche den betroffenen Personen
    den Zugang zu spezifischen Bestätigungstests mit Resultaten in weniger als 24 Stunden gewährleistet
  • Um das Risiko falsch-negativer Tests durch nicht sachgemäßen Umgang zu reduzieren, einem
    problematischen Umgang mit positiven und negativen Testergebnissen durch professionelle
    Aufklärung entgegenzuwirken und um einen raschen Zugang zu Bestätigungstest zu
    gewährleisten, sollten Schnelltests nur durch geschultes Personal (z.B. SMAs oder ÄrztInnen)
    in geeigneten Settings (z.B. Testzentren, Apotheken) angeboten werden. Letzteres spielt für
    das Gelingen der Teststrategie eine entscheidende Rolle und muss die regionalen
    Besonderheiten vor Ort berücksichtigen. Hier sollten die entsprechenden Stakeholder auf
    kommunaler Ebene frühzeitig in die Planung eingebunden werden. Als ressortübergreifend
    tätige Akteure sind der Öffentliche Gesundheitsdienst (ÖGD) und die niedergelassenen Ärzte
    hier wichtige Ansprechpartner für die Planung die operative Umsetzung.
  • Unabhängige Studien zeigen überdurchschnittlich häufig sehr heterogene Ergebnisse bzgl. der
    Test-Charakteristika diverser Schnelltests. Ein großflächiger Einsatz von Schnelltests sollte
    daher nur unter einer engmaschigen wissenschaftlichen Begleitung und Evaluation erfolgen,
    um unnötigen Schaden infolge eines falschen Sicherheitsgefühls (infolge eines falschnegativen
    Testergebnisses) oder infolge unnötiger Isolations- oder Quarantänemaßnahmen
    (infolge eines falsch-positiven Testergebnisses) von der Bevölkerung abzuhalten.
  • Innovative Konzepte basierend auf Pooltestung mittels PCR-basierter Methoden sowie der
    Verwendung von einfach zu gewinnenden Untersuchungsmaterialien (Speichel, Gurgelwasser
    etc.) bedürfen einer konsequenten Evaluierung und sind mit nicht unerheblichen logistischen
    Problemen behaftet.

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