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25.02.2024 Pressemitteilung Bremen

„Kinderleicht“ gilt nicht für Kitaplätze

Die Senatorische Behörde für Kinder und Bildung im Land Bremen unter Leitung von Frau Senatorin Aulepp richtet am 7. und 8. März 2024 den 2. Kitagipfel in Zusammenarbeit mit der Universität Bremen aus.

Kita oder Tagespflege gehören zum Familienleben heute dazu. Es gibt kaum noch Kinder, die vor der Schule keine Einrichtung besucht haben. „Und das ist auch gut so. Denn Kinder profitieren von der Betreuung außer Haus. Sie lernen in Gemeinschaft mit anderen Kindern wichtige soziale und intellektuelle Fähigkeiten“, sagt Dr. Claudia Karsten, Landesvorsitzende des Berufsverbands der Kinderärzte in Bremen. „Der Zugang zu einem Kita-Platz muss für jedes Kind möglich sein. Die Anmeldung für den Kitaplatz sollte kinderleicht sein“.

Die Kinder werden betreut, erzogen und gebildet. Kinder haben ein angeborenes Interesse zu lernen. Dieses Interesse aufzugreifen und zu fördern, ist Auftrag der öffentlichen Betreuungsangebote – sei es durch gemeinsames Spielen, Basteln, Malen oder Vorlesen.
„Was Kinder in den ersten Jahren verpassen, holen sie später nur schwer wieder auf“ ergänzt Dr. Marco Heuerding, Sprecher des Berufsverbands.

Eine Studie der Bertelsmann Stiftung und des Zentrums für interdiszipinäre Regionalforschung der Ruhruniversität Bochum (Frühkindliche Bildung und Betreuung, 2022) zeigt, dass die Chancen auf einen Kitaplatz regional extrem unterschiedlich verteilt sind. Insbesondere im Nordwesten Deutschlands und leider auch in Bremen trifft ein geringes Angebot an U3-Betreuung auf eine große Kinderarmut. „46.500 Kinder und damit leider über 40 % der Jungen und Mädchen in Bremen leben in Armut oder sind von Armut bedroht“ erläutert Karsten. „Das
frühkindliche Bildungssystem ist leider nicht in der Lage, die Möglichkeiten zur Förderung, der von Armut betroffenen Kinder und zum Abbau von Bildungsungleichheiten, auszuschöpfen“, so die Autoren der Bertelsmannstudie.

Dabei entlasten Kitaplätze die Familien. Sie bilden die Grundlage für die Berufstätigkeit beider Eltern. Das ist nicht nur für die Familienplanung und die Gleichberechtigung von Männern und Frauen wichtig, sondern auch für die Kinder. Denn wenn beide Elternteile arbeiten können, sinkt das Armutsrisiko. Aktuell sind Kinder häufiger als Erwachsene von Armut betroffen – und das oft dauerhaft. Armut hat, wie zahlreiche Studien belegen, einen entscheidenden Einfluss auf die Entwicklungs- und Bildungschancen von Kindern.

Frühkindliche Bildungsangebote wirken hier präventiv.

Kinder lernen soziale Interaktion und erleben im Kindergarten die Vielfalt unserer Gesellschaft. Sie können so Offenheit und Toleranz lernen. Der erste Kontakt mit Deutsch findet für viele Kinder aus Familien mit Migrationshintergrund oft erst im Kindergarten statt. Massivem, ungesunden Medienkonsum mit all seinen negativen Auswirkungen wird vorgebeugt. Bewegungsangebote und Sport verhindern Übergewicht.

Gerade die Sprachförderung ist ein wichtiges Thema in Bremen. „Fast die Hälfte der Kindergarten-Kinder fallen in den Erhebungen des Gesundheitsamtes der Stadt mit Sprachstands-Defiziten auf, oft bei mangelnden oder fehlenden Deutschkenntnissen der Eltern“ so Heuerding.

Arme Kinder, insbesondere die, die erst spät einen Kindergarten besucht haben, zeigen zum Zeitpunkt der Einschulung weniger Konzentration, sie sprechen schlechter Deutsch, können schlechter zählen.

Auch die Feinmotorik fällt ihnen schwerer, was das Schreibenlernen negativ beeinflusst. Eine Begleitstudie zum Projekt "Kein Kind zurücklassen" zeigt auch, dass Kinder, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, und arme oder armutsgefährdete Kinder sich besser entwickeln, wenn sie schon früh eine Kita besuchen.

In den vergangenen Jahren wurde von der Bildungsbehörde große Anstrengungen unternommen das Angebot an Kitaplätzen in Bremen auszubauen. Seit 2013 ist der Anteil der betreuten Kinder in Bremen um ca. 35% gewachsen, was ca. 6400 betreuten Kindern entspricht. Dennoch gibt es zehn Jahre nach Einführung des Rechtsanspruchs auf eine Tagesbetreuung für Kinder ab dem vollendeten ersten Lebensjahr laut der Analyse der Bertelsmann-Stiftung noch leider immer viel zu wenig Kita-Plätze in Bremen. „Je nach Quelle wird die Zahl der fehlenden Kitaplätze in unserem Bundesland mit 1500 bis zu 6500 Plätze berichtet. Bei der Betreuung von Kindern unter drei Jahren liegt Bremen mit einer Quote von 30 Prozent unter dem Bundesschnitt“, so Karsten.

Wir begrüßen daher den KiTa-Gipfel in Bremen ausdrücklich. Dr. Heuerding betont: „Als Kinderärzte sehen wir hier die Chance, dass dieses brisante und zukunftsentscheidende Thema mit der notwendigen Dynamik vorangebracht wird.“

Kontakt:

Dr. Claudia Karsten
Vorsitzende
BVKJ Landesverband
Bremen

Dr. Marco Heuerding
Pressesprecher
BVKJ Landesverband
Bremen