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29.01.2024 Pressemitteilung Berlin

Ambulante und stationäre Versorgung von Kindern und Jugendlichen akut in Gefahr und auf Dauer nicht gesichert

Gemeinsame Pressemeldung

BVKJ e. V. (Berufsverband der Kinder- und Jugendärzt*innen, Landesverband Berlin)
VLKKD (Verband ltd. Kinder-u. Jugendärzte u. Kinderchirurgen Landesverband Berlin)
Initiative der Berliner Kinderkliniken
BGKJ (Berliner Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin)

Berlins Kinder- und Jugendärzt*innen der oben genannten Gesellschaften warnen vor dem sich abzeichnenden Zusammenbruch der ambulanten und stationären Regelversorgung in Berlin. Oben genannte Gesellschaften vertreten den Großteil der Kinder- und Jugendärzt*innen in Berlin, die für die Akut- und Regelversorgung von kranken Kindern und Jugendlichen verantwortlich sind. Sie beobachten seit Jahren eine sich stetig verschlechternde Versorgungslage der Kinder- und Jugendmedizin in Berlin.

„Schon im letzten Winter kam es zu gesundheits- und lebensgefährdenden Engpässen in der Versorgung von Kindern und Jugendlichen, diese mussten teilweise schwerstkrank über hunderte Kilometer verlegt werden, weil es keinen Platz mehr in einer Berliner Kinderklinik gab“, so Professor Girschick, VLKKD. In den Folgemonaten haben sich oben aufgeführte Gesellschaften geschlossen bemüht, gemeinsam mit der „Politik“ Lösungen zu finden, um für die aktuelle Infektsaison eine solch verheerende Situation zu verhindern.

„Heute müssen wir feststellen, dass die jetzige Ausgangslage schlechter war, als im letzten Winter. Es stehen noch weniger Betten für Kinder- und Jugendliche in der Regel-und Intensivversorgung zur Verfügung als im letzten Jahr. Die Folgen sind auch für Laien einfach absehbar.“, sagt Prof. Dr. Raile von der BGKJ. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis es erneut zu einem ernstzunehmenden Zwischenfall kommt, denn schon zu Beginn des Winters war es für eine niedergelassene Kinder- und Jugendärzt*in äußerst schwierig ein stationäres Bett für ein schwerkrankes Kind zu finden! Und das obwohl die Infektlage in Berlin zu dieser Zeit noch milde war. Zusätzlich sind die Kinder-Rettungsstellen hoffnungslos dauerüberlastet - eine zunehmende Arbeitsverdichtung der klinisch dort tätigen Kolleg*innen ist die Folge.

Jakob Maske vom BVKJ macht deutlich: „Wir fordern die Berliner Politik daher auf, umgehend die nötigen Schritte für eine normale und sichere medizinische Versorgung von Kindern und Jugendlichen in unserer Stadt in die Wege zu leiten.“

Konkret heißt das:

  1. genügend Ausbildungsplätze für Gesundheits- und Kinderkranken-pflegefachkräfte, damit ausreichend stationäre Betten für Patientinnen auch betrieben werden können. Dies könnte z.B. durch eine Verpflichtung der Klinkträger zur Ausbildung erreicht werden.
  2. eine ausreichende Finanzierung der stationären Versorgung von Kindern- und Jugendlichen. Die aktuell gewährten Zuschläge sind noch nicht ausreichend bzw. werden nicht zweckgebunden verwendet.
  3. eine ausreichende Finanzierung für die Erste Hilfe Stellen der Kinderkliniken, damit in diesen ausreichend ärztliches und pflegerisches Personal zur Verfügung gestellt werden kann. Eine grundsätzliche Neubewertung der Finanzierung ist seit Jahrzehnten überfällig.
  4. geregelte Zugangswege und verbindliches Triagesystem zur Notfallversorgung, zum Beispiel durch eine gut vernetzte Bettenkoordination für Berlin und Brandenburg. Hierzu sind nun erste Schritte einer Koordination erfreulicherweise auf den Weg gebracht, eine zeitnahe Umsetzung ist z.Zt. nicht zu erwarten.
  5. eine auskömmliche Finanzierung der ambulant tätigen Kinder- und Jugendärzt*innen, eine Anpassung des Orientierungspunktwertes analog der Inflationsrate würde einem Reallohnverlust entgegenwirken.
  6. eine angemessene Bezahlung der Pflegekräfte und der Medizinischen Fachangestellten, wobei bei Letzteren diese an die Löhne und Lohnsteigerungsmechanismen angepasst und durch die Krankenkassen übernommen werden sollten. Denn Medizinische Fachangestellte sind unerlässlich für einen professionellen und schnellen Praxisablauf.

Mehrak Yoosefi von der Initiative der Berliner Kinderkliniken macht deutlich: „Damit auch zukünftig die Versorgung von Kindern und Jugendlichen gewährleistet bleiben kann, braucht es neben einer professionellen Weiterbildung zur Sicherung des ärztlichen Nachwuchses eine ausreichende Finanzierung und eine Abschaffung von bürokratischen Hürden sowie die Erneuerung der Infrastruktur. Wir versorgen in einem multikulturellen Team unsere Patient*innen unabhängig von Geschlecht, Herkunft oder religiösem Hintergrund.

Verantwortlich:

Berufsverband der Kinder- und Jugendärzt*innen e.V. (BVKJ)
Landesverband Berlin
Landespressesprecher
Jakob Maske
Kinder- und Jugendarzt
Goebenstraße 24
10783 Berlin
01797343613
jakob.maske@uminfo.de

Verband leitender Kinder- und Jugendärzte und Kinderchirurgen (VLKKD)
Landesverband Berlin
Delegierter Berlin
Prof. Dr. Girschick
Landsberger Allee 49
10249 Berlin
030130231572
Hermann.Girschick@vivantes.de

Initiative der Berliner Kinderkliniken
Mehrak Yoosefi
info@initiative-berliner-kinderkliniken.de

Berliner Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin
Prof. Dr. Klemens Raile
030 130 14 8364
klemens.raile@vivantes.de