Immer schmerzhafter spüren Eltern die Zeit- und Terminnot in unseren kinder- und jugendärztlichen Praxen. Wir Niedergelassenen sind durchschnittlich 58 Jahre alt, in 10 Jahren wird sich die Hälfte der jetzt noch Arbeitenden in den Ruhestand verabschiedet haben. Werden sie ihre Praxen in jüngere Hände legen können?

Vor ca. 10 Jahren wurde erstmals bundesgesetzlich ein Praxisweiterbildungsförderungskontingent auch für die Pädiatrie beschlossen. Die Praxen haben eine Weile gebraucht, sich auf ihre neue Aufgabe einzustellen, alle Formalitäten zu erfüllen und die täglichen Abläufe anzupassen. Es wurde eine landesweite Weiterbildungsakademie gegründet und ein Praxiscurriculum entwickelt. Vor acht Monaten gab es erstmals mehr Weiterbildungsanträge als Förderungen möglich waren.

Bvkj-Landespressesprecher Dr. Till Reckert berichtet von schwierigen praktischen Auswirkungen in seiner eigenen Gemeinschaftspraxis: „Weiterbildungswillige Ärztinnen konnten nur verzögert eingestellt werden, Praxis- und Lebensplanungen gerieten durcheinander, die dringende Weiterbildung des pädiatrischen Nachwuchses stockte wieder“.

Bundesgesundheitsminister Lauterbach sagte nach dem pädiatrischen Mangelversorgungswinter 2022/23, dass er die pädiatrische Praxisweiterbildung analog zur Allgemeinmedizin unbegrenzt fördern will. Dies wurde auch von der Landesgesundheitsministerkonferenz gefordert. Es ist aber noch nicht umgesetzt.

Der baden-württembergische Minister für Soziales, Gesundheit und Integration Manne Lucha nahm sich daher des pädiatrischen Versorgungsgefährdungspuzzels an und sagte nun eine finanzielle Überbrückung für 10 zu fördernde Vollzeitstellen ab dem 1.1.24 bis maximal Ende 2025 zu. Hierfür stellte er aus Landesmitteln ein Finanzvolumen von maximal 648.000€ bereit.

Der Landesvorsitzende des bvkj Dr. Roland Fressle dankt Manne Luche im Namen der zu versorgenden Kleinen und noch Ungeborenen und ihrer Eltern. Es gibt landespolitisch kaum eine bessere Möglichkeit, die pädiatrische Versorgung mittelfristig zu verbessern. Einstweilen hoffen wir weiter, dass der Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach sein Versprechen umsetzt und die Pädiater:innen in der Weiterbildung den Allgemeinärzten gleichstellt.

Ansprechpartner:

Dr. med. Roland Fressle
Landesverbandsvorsitzender bvkj Baden-Württembergs
Wirthstraße 7a, 79110 Freiburg, www.rfressle.de, rfressle@rfressle.de

Dr. med. Till Reckert, stellvertretender Landesverbandsvorsitzender bvkj Baden-Württembergs, Landespressesprecher
Lederstraße 120, 72764 Reutlingen, 0162-9390408, till.reckert@icloud.com